Accounting Stress Test
Stresstests von Banken untersuchen, wie robust ein Finanzinstitut ungünstige ökonomische Szenarien überstehen kann. Es soll überprüft werden, ob eine Bank genügend Eigenkapital vorhält um finanziellen, aber auch politischen oder ungewöhnlichen technischen und natürlichen Katastrophen, stand zu halten. Stress-Tests werden entweder von den Risikoabteilungen der Bank selbst oder durch Finanzaufsichtsbehörden, dem Regulator, durchgeführt.
Diese Tests sollen frühzeitig Schwachpunkte im Bankensystem identifizieren, damit sowohl das Finanzinstitut selbst, aber auch zur Not der Regulator passende Maßnahmen ergreifen kann. Neben Banken sind auch
- Versicherungen
- Asset Manager und
- Börsenhandelsplätze
dazu angehalten, solche Szenarien zu identifizieren und zu analysieren. Dazu gibt es mathematisch hoch komplexe Ansätze, die nur im Zusammenspiel mit einer validen und korrekt implementierten IT-Systemlandschaft nachhaltig Mehrwert erzeugen. In der Praxis kommt daher der Bilanzierung (z.B. nach IFRS) eine besondere Bedeutung zu, da hier die Stellschrauben zur adäquaten Handlungsempfehlungen zu finden sind.
Der Reverse Stresstest
Mathematisch und physikalisch muss hier das Maß für die Basis-Szenarien definiert werden. Dem Reverse Stresstest wird dabei eine entscheidende Rolle zuteil:
Ein Reverse Stresstest identifiziert zunächst das Szenario, welches die Bank an die Grenze der Insolvenz führt. Dies ist Beispielsweise ein bestimmter Betrag von Kundengeldern, die abgezogen werden und parallel ein Zinssatz in einer bestimmten Währung. Im nächsten Schritt ist dann erst die Wahrscheinlichkeiten für diese Szenarien ermittelt um konkrete Handlungsempfehlungen für die wahrscheinlichsten Szenarien in Erwägung ziehen zu können.
Bezüglich Stresstests und ihrer Verbindung zu Risikokennzahlen wie Expected Shortfall oder Initial Margin über eine Zeitperiode hinweg müssen sogenannte Truncated Lévy Flights in Betracht gezogen werden. Andere Tail-Risk Maße sind nämlich nur in der Betrachtung eines Zeitpunktes hilfreich. Marktturbulenzen wirken sich aber nie ad hoc aus, sondern bestehen über Stunden, Tage oder sogar Jahre.
Beispielweise waren die Stressszenarios der EZB im Oktober 2014 Szenarien, die auf ein statisches Portfolio und stichtagsbezogenes Datum angewendet wurden. Solche Stressszenarien berücksichtigen aber weder die Liquiditätsveränderungen am Markt, noch die aktive Steuerungsmöglichkeiten während der Krise durch den aktiven Handel der Banken. Die Tests sind dann in ihrer Aussagekraft entweder zu konservativ oder aber auch zu streng.